Meine 3D-Kamera: Fujifilm Real 3D W1
Auf der Suche nach einer neuen Immerdabei-Knipse begegnete mir im Oktober 2009 die Fujifilm Real 3D W1. Sie ist zwar nicht so handlich wie z. B. eine Ixus oder meine bisherige Ricoh Caplio, aber immerhin so kompakt, dass sie ebenfalls bequem in einer Gürteltasche getragen werden kann. Und sie ist für meine Zwecke ausreichend schnappschusstauglich. Außerdem hat sie einen gigantischen Vorteil: Sie macht synchrone 3D-Fotos. Sie war für mich der Auslöser, endlich mit dem faszinierenden Thema 3D-Fotografie anzufangen. Auf einmal war es nun möglich, ganz einfach selbst stereoskopische Schnappschüsse zu erzeugen. Daher möchte ich die Fuji W1 nun etwas ausführlicher vorstellen.
Fujifilm Real 3D W1
Nach Herunterschieben der großflächigen Linsenabdeckung schaltet sich die W1 ein und ist nach wenigen Sekunden aufnahmebereit. Nach einiger Zeit hat man sich auch als Fotograf eine Kamerahaltung angewöhnt, bei der man nicht versehentlich eines der beiden Objektive mit den Fingern verdeckt. Es empfiehlt sich die Verwendung der Handschaufe, damit sie einem nicht versehentlich herunterfällt.
Die Abbildung zeigt, dass die Kamera einen Objektiv-Abstand („Stereobasis“) von 77mm aufweist. Das ist etwas mehr als der durchschnittliche Abstand der menschlichen Augen, der gewöhnlich mit ca. 65-70mm angegeben wird. Mit der leicht vergrößerten Stereobasis will man vermutlich den 3D-Effekt etwas verstärken. Oder man brauchte den Platz zwischen den Linsen einfach konstruktionsbedingt für Akku, Speicherkarte und Elektronik.
Natürlich gibt es einige erfahrene Stereo-Fotografen, die die feste und auch noch „zu große“ Stereobasis der W1 ungünstig finden und am liebsten eine Kamera mit verstellbarem Objektivabstand hätten, aber im Alltag komme ich mit den 77mm gut zurecht, und sie passen auch ganz gut zu dem Zoombereich der Kamera. Außerdem hat die W1 einen „Advanced 3D“-Modus, in dem es möglich ist, durch Nacheinander-Aufnehmen von 2 Einzelbildern mit nur einer Linse ein 3D-Foto zu erzeugen. Zwar kann dies jede Kamera, aber bei der W1 wird man dabei optisch unterstützt, indem das erste Bild halbtransparent im Sucher eingeblendet wird, während man den passenden Bildausschnitt für das zweite Bild festlegt.
In den ersten Wochen der Stereofotografie erwischte ich mich immer wieder dabei, dass ich Objekte zu nah im Vordergrund zeigen wollte. Irgendwo las ich mal, dass man am besten eine Nahpunktweite des etwa 30fachen der Stereobasis nicht unterschreiten sollte. Bei 70mm Objektivabstand wären das also etwa 2,10 Meter und bei 80mm 2,40 Meter. Seit ich mich bemühe, meine 3D-Motive möglichst nicht näher als gut 2 Meter an die Kamera heranzulassen, habe ich wenig Probleme bei der späteren Nachbearbeitung der Stereobilder.
Rückseite der W1
Eine nette Besonderheit der Fujifilm Real 3D W1 ist das autostereoskopische Display auf der Kamera-Rückseite. Es ist in der Lage, die Aufnahmen räumlich anzuzeigen, und zwar ohne irgendwelche 3D-Brillen oder sonstige Hilfsmittel. Zwar muss man den Betrachtungwinkel einigermaßen genau einhalten, aber die Darstellung ist durchaus praxisgerecht. So kann man z. B. auf Partys etc. den Besuchern zeigen, warum man in 3D aufnimmt. Und somit die Vorfreude auf die Fotos steigern. Und ihnen vielleicht schonmal eine Anaglyphen-Brille überreichen, damit sie sich die Bilder später auch im Internet in 3D anschauen können.
Das Bild, das in obiger Abbildung auf dem Kamera-Monitor zu sehen ist, kann übrigens in der FotoCommunity in 3D als Anaglyphe betrachtet werden.
Wie man sieht, macht die W1 bei schönem Wetter und ausreichend Licht durchaus ansprechende Fotos. Anders sieht es bei trübem Wetter oder in der Dämmerung aus: Leider ist die Qualität der Optiken und Sensoren nicht wirklich überzeugend. Meiner Meinung nach hat Fujifilm hier am falschen Ende gespart. Statt zu starkem Rauschen neigender 2 mal 10 Megapixel hätten rauschärmere 2 mal 6 Megapixel bestimmt eine bessere Qualität ermöglicht (siehe auch den Abschnitt „Mini-Megapixel“ in Lektion 2 des Aufbaukurses).
Hinzu kommt, dass die Kamera auf mechanische Bildstabilisierung verzichtet und daher ganz gerne den ISO-Wert nach oben schraubt. Motivprogramme mit schnellen Verschlusszeiten („Sport“, etc.) sind daher kaum zu gebrauchen.
Außerdem verwendet die W1 im 3D-Modus nur einen Ausschnitt aus dem 10-Megapixel-Bild des jeweiligen Sensors (vermutlich wegen Überlappung der Einzelbilder). Dieser Crop wird dann wieder auf die 10 Megapixel vergrößert, was natürlich die Auflösung nicht steigert, aber das Rauschen noch deutlicher sichtbar macht. Den vollen Weitwinkel hat man daher nur im 2D-Modus.
In optischer Hinsicht ist die W1 ein deutlicher Kompromiss; da hatte ich mir in der Preisklasse von knapp 500 Euro etwas mehr versprochen (inzwischen, Anfang 2011, bekommt man die W1 bei Amazon etc. für etwa 200 Euro, weil es ja das Nachfolgemodell W3 gibt). Aber die W1 macht diesen Kompromiss bezüglich Bildqualität wett durch ihre schnappschusstaugliche 3D-Funktionalität, die einen erheblichen Spassfaktor mit sich bringt.
Funktion und Bedienung
Das Bedienkonzept ist größtenteils schlüssig. In normalen Aufnahmesituationen kommt man gut mit der W1 klar. Manchmal ist es ein wenig verwirrend, dass zwischen Hauptmenü, Mode-Menü, Wiedergabe-Menü, Aufnahme-Menü und F-Menü unterschieden wird, aber nach ein paar Tagen entwickelt man ein Gespür dafür, was wo stecken könnte.
Einzelne selten benötigte Funktionen sucht man jedoch (einige Wochen nach Lesen des Handbuches) recht lange. Beispielsweise konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, wie man im „Advanced 3D“-Modus festlegt, ob zunächst das linke oder das rechte Bild aufgenommen wird. In der konkreten Aufnahmesituation habe ich es nicht gefunden; erst zuhause beim Suchen ohne Zeitdruck. Es wäre praktischer, wenn direkt beide Möglichkeiten im Untermenü der „Advanced 3D“-Funktion angezeigt würden. So aber muss man, nachdem die Funktion aufgerufen wurde (und man schon das Livebild für die Aufnahme sieht), die Menü-Taste drücken, und auf einmal ist die Rechts-Links-Umschaltung auffindbar (allerdings unter dem irreführenden Menünamen „Drehen“).
Zwischen 2D und 3D kann man in den meisten Modi einfach mit den beiden Tasten unten links umschalten. Allerdings nervt es, dass diese Umschaltung blockiert ist, wenn man gerade in „Advanced 2D“ oder „Advanced 3D“ war (bzw. die Kamera in diesen Modi ausgeschaltet hatte). Für einen schnellen Wechsel wäre es deutlich angenehmer, wenn die Kamera dann in den zuletzt aktiven Modus mit beiden Betriebsarten wechseln würde (beispielsweise Programmautomatik).
Damit sind wir bei den unterstützten Modi, die über das Menü der „Mode“-Taste umgeschaltet werden können:
- AUTO – Die Kamera legt alle Einstellungen selbst fest.
- SP – Verschiedene Szenenprogramme. Erläuterungen unten.
- M – Manueller Modus, Blende und Verschlusszeit werden von Hand eingestellt (nach Druck auf die F-Menü-Taste und Öffnen des Menüpunkts „Blende & Zeit einstellen“ kann mit den Rechts/Links-Pfeiltasten die Verschlusszeit verändert werden und mit Oben/Unten die Blende).
- A – Zeitautomatik, Blende wird von Hand eingestellt (nach Druck auf die F-Menü-Taste und Öffnen des Menüpunkts „Blende wählen“ kann die Blende mit den Rechts/Links-Tasten verändert werden, während die Oben/Unten-Tasten eine Belichtungskorrektur ermöglichen).
- P – Programmautomatik mit möglicher Belichtungskorrektur, wählt Zeit und Blende passend zum eingestellten ISO-Wert.
- ADV.2D – Spezielle Programme für 2D-Aufnahmen, die beide Objektive sinnvoll nutzen. Erläuterungen unten.
- ADV.3D – Spezielle Programme zur Erzeugung von 3D-Bildern mit nur einem Objektiv. Erläuterungen unten.
Wer sich fragt, warum es denn wohl keine Blendenautomatik (Tv) gibt: Wegen Beugungsunschärfen aufgrund des kleinen Sensorformates (bzw. der daraus resultierenden kleinen Brennweite) lassen sich an digitalen Kompaktkameras die sonst üblichen hohen Blendenzahlen nicht erreichen. Bei etwa Blende 8 ist Schluss; alle noch kleineren Blenden hätten zu hohe Beugungsunschärfen zur Folge (sofern die Kompaktkameras überhaupt über variable Blendenöffnungen verfügen und nicht z.B. mit einschwenkbaren Graufiltern „abblenden“). Daher bietet die W1 (wie viele andere Kompaktknipsen ebenfalls) nur Blenden bis minimal F8 in Weitwinkelstellung bzw. F9 in Telestellung an. Hier die im Modus M bzw. A einstellbaren Blendenwerte:
- Weitwinkel: F3,7 / F5 / F8
- Tele: F4,2 / F5,6 / F9
Natürlich ist mit nur 3 Blendenwerten kein sinnvoller Automatikbetrieb bei fest voreingestellter Verschlusszeit möglich. Daher wurde die Blendenautomatik weggelassen.
Die Szenenprogramme im Modus SP bieten dem Fotografen folgende Möglichkeiten:
- UMGEB&Blitz – Es werden 2 Aufnahmen nacheinander gemacht: Eine ohne und eine mit Blitz. Sinnvolles Programm.
- UMGEB LICHT – Aufnahmen ohne Blitz. Die Lichtstimmung bleibt erhalten. (Hier kann man genauso gut Modus P oder A wählen und den Blitz abschalten).
- PORTRAIT – Im Modus für Portrait-Aufnahmen wird vermutlich die größte Blende genommen. Wirklich geringe Schärfentiefe erreicht man damit aber auch nicht. Vielleicht wird auch die Farbwiedergabe an Portraits angepasst; das habe ich noch nicht ausprobiert.
- LANDSCHAFT – In diesem Modus wird vermutlich die kleinste Blende (F8 bzw. F9) verwendet, da man als Landschaftsfotograf ja möglichst eine große Schärfentiefe haben möchte.
- SPORT – Kurze Verschlusszeiten sind hier das Ziel. Bei meinen Versuchen, in diesem Modus fahrende Bahnen abzulichten, hat mich das starke Rauschen aufgrund des hohen ISO-Wertes abgeschreckt.
- NACHT – Auch hier wird auf hohe ISO-Werte gesetzt, um Verwacklungen zu reduzieren.
- NACHT (STAT.) – Für Nachtaufnahmen vom Stativ. Niedriger ISO-Wert und lange Belichtungszeiten.
- SONN. UNTERG – Modus für Aufnahmen von Sonnenuntergängen. Farbtemperatur wird vermutlich darauf angepasst, damit die warmen Farben nicht von der Automatik gegenkorrigiert werden.
- SCHNEE – Vermeidet vermutlich Unterbelichtungen bei Schneefotos.
- STRAND – Macht wohl das Gleiche, nur in Badehose statt Ski-Anzug. :-)
- TAUCHEN – Modus für Unterwasserfotos mit Tauchgehäuse.
- PARTY – Modus für Innenaufnahmen.
- MOTIVSCHÄRFE – Kurze Verschlusszeit, um Verwacklungsunschärfe zu vermeiden.
Im Modus ADVANCED 2D gibt es drei interessante Programme, die das Vorhandensein von zwei Optiken auch bei 2D-Aufnahmen nutzen: Im Programm TELE/WEIT wird mit dem einen Objektiv in Tele-Stellung gezoomt, während das zweite Objektiv die Gesamtszene als Weitwinkelaufnahme speichert. Das Programm DUAL COLOR macht die beiden Aufnahmen mit verschiedenen Farbeinstellungen. Dafür bräuchte es eigentlich keine zwei Optiken. Das dritte 2D-Programm heißt DUAL ISO und macht bei Aufnahmen mit geringem Licht z.B. eine Aufnahme mit ISO 400 und die zweite mit ISO 1600. Dann kann man später aussuchen, ob man starkes Rauschen oder Verwacklungen erträglicher findet.
Bleibt noch der Modus ADV.3D, in dem sich zwei Programme verstecken, um 3D-Aufnahmen mit variabler Stereobasis zu machen. Im Programm INTERVALL 3D gibt es die Möglichkeit, mit einer voreingestellten Intervallzeit die beiden Aufnahmen zu machen. Die Zeit kann über das Menü in diesem Modus gewählt werden: Kürzeste / 1,0 / 1,5 / 2,0 / 3,0 / 5,0 oder 10 Sekunden. Ob innerhalb der Intervallzeit die Kamera nach rechts oder links verschoben wird, lässt sich – wie oben schon bemeckert – über den falsch beschrifteten Menüpunkt „Drehen“ einstellen. Dies geht ebenso im zweiten Programm, das den schönen Namen EINZELVERS. 3D trägt und bei dem die beiden Aufnahmen jeweils einzeln ausgelöst werden. Diese Art von 3D-Fotografie geht natürlich auch mit jeder anderen Kamera. Die W1 hilft in beiden Advanced-3D-Modi jedoch durch Einblenden des ersten Bildes, den passenden Bildausschnitt für das zweite Bild zu finden. Bei kurzen Intervallen ist diese Hilfe allerdings ziemlich eingeschränkt, da das Sucher-Monitorbild nach der ersten Aufnahme erst einmal kurz dunkel wird.
Ausgabe und Bearbeitung der 3D-Fotos
Die Kamera speichert die 3D-Fotos in einem neuen Dateiformat mit der Endung .MPO, in dem die beiden Jpg-Dateien eingebettet sind. Bleibt die Frage, was man eigentlich mit den 3D-Bildern machen kann, wenn man keinen 3D-fähigen Monitor besitzt. Neben der Ausgabe der Bilder als Anaglyphen für die Stereobrille, die ich auf einer anderen Seite beschreibe, bieten sich folgende zwei Möglichkeiten an, die Fujifilm bereitstellt:
Anzeige auf einem digitalen 3D-Bilderrahmen. Gleichzeitig mit der W1 hat Fujifilm den Bilderrahmen Real 3D V1 vorgestellt, mit dem die stereoskopischen Bilder (und Videos) ohne 3D-Brille betrachtet werden können. Für über 300 Euro kann man sich aber auch einen 3D-Monitor für den PC kaufen und ist ggf. flexibler. Ein Hingucker im Wohnzimmer ist der V1 aber bestimmt. Da ich den V1 nicht besitze, verweise ich an dieser Stelle nur auf einen Kurztest; alles weitere lässt sich bestimmt per Websuche herausfinden.
Ausdruck als Lenticularbild. In den 1970ern galten sie als spitze oder dufte, später als stark, cool oder geil: Die 3D- bzw. Wackelbild-Postkarten mit Riffelfolienüberzug, die entweder ein räumliches Bild zeigten, oder beim seitlichen Kippen zwischen zwei oder mehreren Bildern wechselten. Diese „Wackelbilder“ werden z. B. als Glückwunschkarten noch immer verkauft. Im Real-3D-System von Fujifilm kann man diese Lentikularbilder nun selbst bestellen. Ganz billig ist das nicht, um es mal vorsichtig auszudrücken. Aber für besondere Anlässe mag es ganz interessant sein. Selbst getestet habe ich es noch nicht, und die Beispielbilder auf der Photokina fand ich eher enttäuschend. Weitere Infos auf www.fujifilmreal3d.com. Wer experimentierfreudig ist, kann Lentikularbilder übrigens auch selbst herstellen. Siehe www.perspektrum.de.
Man kann die schönsten 3D-Fotos im MPO-Format natürlich auch auf der Speicherkarte belassen (bzw. eine zweite Karte für das Best-Of bereithalten) und sie auf dem Kamera-Display seinen Freunden vorführen. Zwar erscheinen die Bilder dann nur etwa 56 mal 42 Millimeter groß, aber eindrucksvoll ist die Wiedergabe in 3D trotzdem (wenngleich das Display der W3 dies noch deutlich schöner kann). Diese Methode ist eindeutig die preiswerteste und einfachste.
Um die MPO-Dateien in normale Jpg-Dateien umzuwandeln, legt Fujifilm der Kamera das Programm FinePixViewer bei. Allerdings wirken die 3D-Funktionen noch ein wenig „mit heißer Nadel gestrickt“. Teilweise sind die neuen Menüpunkte noch nicht von englisch auf deutsch übersetzt. Auch friert das Programm nach dem Splitten der MPO-Dateien in Jpgs auf meinem Vista-Notebook für ca. 1 Minute ein, bevor die Jpg-Dateien in dem Programmfenster als Vorschaubildchen angezeigt werden.
Deutlich reibungsloser geht die Umwandlung mit dem kostenlosen Programm StereoPhoto Maker (SPM) das außerdem die genauere Justage und sonstige Bearbeitung z. B. für die Herstellung von Anaglyphenbildern ermöglicht. Im Datei-Menü findet man hierfür den entsprechenden Menüpunkt zum Erstellen oder Trennen von MPO-Dateien.
Leider „merkt“ Fujifilm zum gegenwärtigen Zeitpunkt, wenn man dem Lentikulardruckservice extern erzeugte MPO-Dateien unterschieben will. Es werden nur MPO-Bilder aus der Kamera angenommen, obwohl eine gewisse Nachbearbeitung mit SPM den Dateien sicherlich gut tun würde. Aber ich hebe die MPO-Dateien ohnehin unverändert auf und bearbeite nur die daraus erzeugten beiden Jpg-Dateien.
Falls das Motiv nicht für 3D taugt, lösche ich die MPO-Datei und hebe nur das jeweils bessere Jpg auf. Meist ist dies bei meiner W1 das Bild des linken Objektivs, aber in Einzelfällen (Finger vor der linken Linse, ungünstige Reflexe im linken Bild, etc.) entscheide ich mich doch für das rechte Bild. Man hat also auch bei 2D-Fotografie Vorteile durch die Wahlmöglichkeit, wenn man das Bild zunächst in 3D aufgenommen hat. Schade nur, dass einem in 3D nicht der volle Weitwinkel zur Verfügung steht.
Mein (vorläufiges) Fazit
Fujifilm FinePix Real 3D W1
Die Fujifilm FinePix Real 3D W1 ist eine Kamera, die wirklich Spaß macht. Sie ist ein unkomplizierter Einstieg in das Thema Stereofotografie. Sie ist handlich genug, um sie immer dabei zu haben, was man von diversen Stereo-Gespannen mit zwei Kameras auf einer Schiene nicht sagen kann. Man muss sich um wenig Technik kümmern und hat eine 3D-Kamera, die schnappschusstauglich synchron auslöst. Dies alles erhält man zu einem Preis von derzeit etwa 200-250 Euro (Anfang 2011). Damit ist die W1 zur Zeit konkurrenzlos.
Allerdings erkauft man sich mit der W1 auch einige Kompromisse im Vergleich zu Digitalkameras der 250-Euro-Klasse (nur damit sollte man sie vergleichen, denn sie bietet ja 2 Kameras in 1 Gehäuse und ist konstruiert für einen Verkaufspreis von knapp 500 Euro). Die Bildqualität könnte besser sein. Fujifilm hat schon deutlich rauschärmere Sensoren entwickelt und sollte lieber in der 6-Megapixel-Schublade kramen. Die Optiken (in Periskop-Bauweise schön praktisch im Gehäuse liegend) sind auch nicht die allerbesten. Bestimmt ginge da noch mehr; und dann würde man auch langjährige Stereofotofreunde eher von der W1 überzeugen. In vielen Fällen reicht die Bildqualität leider nicht mal an frühere Aufnahmen der 3-Megapixel-Ära heran.
Dass sie nur Dreifachzoom ohne Bildstabilisierung bietet, ist auch nicht gerade Stand der Technik bei High-End-Kompaktkameras (wo Fujifilm die W1 gemäß Aussage auf der Homepage einsortiert). Aber diesen Kompromiss kann ich akzeptieren angesichts kleinerer Stückzahlen und höherer Entwicklungskosten. Für „ernsthafte“ Foto-Einsätze mit höheren Ansprüchen an die Technik habe ich ja meine Spiegelreflexkamera. Und die W1 soll diese nicht ersetzen, sondern ergänzen. Und das tut sie durchaus.
Die Nachfolgekamera W3 hat leider nur wenige Verbesserungen gebracht – ob dies den deutlichen Aufpreis wert ist, muss jeder selbst entscheiden. Die grundsätzliche Qualität von Sensoren und Optiken wurde leider nicht verbessert. Das Display ist deutlich besser geworden, die Bedienphilosophie orientiert sich eher an üblichen Standards als am „Spielekonsolen“-Design der W1. Die Videoauflösung ist gestiegen, aber die Qualität noch immer nicht wirklich befriedigend. Für mich keine ausreichenden Gründe für einen teuren Umstieg von der W1 zur W3. Aber vielleicht kommt ja mal eine W4 oder W5 mit weitergehenden Verbesserungen.
Bis dahin geb ich meine W1 aber nicht her.